Aufblühen der Wissenschaften. 5
Geschäfte. Faust, ein habgieriger und falscher Mann, hatte sich mit ihm wegen des dargeliehenen Geldes überwarfen und durch einen Spruch des Gerichtes die Drnckerei mit allen Gerätschaften allein in feine Hand gebracht. So verlor Guttenberg den Gewinn von seiner Erfindung, der er sein Leben und all sein Vermögen gewidmet hatte; aber der Ruhm ist ihm geblieben. Er lebte zuletzt gedrückt und arm als Hof-junker bei dem Erzbischof von Mainz, Adolph von Nassan, zu Eltville im Rheingan, wo er im I. 1467 starb. Faust hatte mit Schöffer, dem er seine Tochter zur Ehe gegeben und der mancherlei Verbesserungen im Drnck erfunden hat, das Geschäft fortgesetzt und erwarb große Reichthümer. Anfangs war die Knnst geheim gehalten worden, indem die Arbeiter in der Druckerei durch einen Eid verpflichtet wurden, nichts davon zu verrathen. Als aber während des Processes zwischen Faust und Guttenberg das Geschäft still stand, wanderten viele der Arbeiter ans und gründeten, des Eides sich für entbunden haltend, Buchdruckereien in anderen Städten, in Straßburg, Bamberg, Frankfurt a. M. Dasselbe faud noch in größerem Maßstabe statt, als im I. 1462 Adolph von Nassau im Kampfe mit Diether von Isenburg um das Erzbisthum Mainz die Stadt Mainz eroberte und schlimm zurichtete. Damals verbräunte auch Fausts Druckerei, und seine Gehülfen zerstreuten sich in Deutschland, Frankreich und Italien. So wurde die Kunst ein Gemeingut der Welt.
Die Buchdruckerkunst war für die Wissenschaft und Litteratur, für die Bildung der Menschheit von außerordentlicher Wichtigkeit. Die Bücher, früher langsam und mit Mühe abgeschrieben, wurden jetzt leicht und schnell in großer Zahl hergestellt und erlangten in kurzer Zeit eine weite Verbreitung; man brauchte nicht mehr die Hörsäle der Universitäten und die Bibliotheken der Klöster auszusuchen, sondern jeder konnte in dem eigenen Hause sich Kenntnisse und Bildung erwerben. Die Gedanken eines einzelnen Mannes wurden schnell durch alle Lande getragen.
4. Die Buchdruckerkunst wurde um so wichtiger, weil gegen das Ende des Mittelalters die Wissenschaften zu
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2 Erfindung des Compasses, des Schießpnlvers.
menschlichen Geistes, erleiden eine solche Umgestaltung, daß man die neue Zeit als eine von dem Mittelalter durchaus verschiedene betrachten muß.
Mehrere Ereignisse und Begebenheiten, die zum Theil noch ins Mittelalter, zum Theil in den Anfang der neuen Zeit fallen, haben durch ihre einflußreichen Folgen die Zustände der neuen Zeit herbeiführen helfen. Dahin gehört:
1. Die Vervollkommnung der Schifffahrt in Folge der Erfindung des Compasses, welche von den Meisten dem Italiener Flavio Gioja aus Amalfi, im Anfang des 14. Jahrhunderts, zugeschrieben wird. Bis dahin hatten die Schiffe sich noch nicht in das offene weite Meer gewagt, sondern an den Küsten hin ihren Weg gesucht. Jetzt eröffnete der Compaß als sicherer Wegweiser das öde weite Weltmeer; denn vermittelst der kleinen, stets nach Norden zeigenden Magnetnadel vermochte man immer die Richtung, welche das Schiff genommen, und den Weg zum Ziele zu bestimmen. Die Folge davon waren die großen Entdeckungsreisen in allen Meeren, die Auffindung Amerikas und des Seewegs nach Indien. Der menschliche Geist erhielt einen höheren Schwung und höhere Spannung. Der Entdeckungstrieb, die Begeisterung für den Ruhm, die Sucht nach Gewinn trieben zu großen kühnen Thaten; man lernte fremde Länder, fremde Menschen und eine fremde Natur kennen, die Wissenschaften der Erd- und Naturkunde wurden bereichert; neue Bedürfnisse erzeugten größere Rührigkeit in den Gewerben und Geschäften jeder Art, belebten den Handel, der sich neue Wege gesucht, so daß hier der Wohlstand eines Landes sich hob, dort der eines anderen sank.
2. Die Erfindung des Schießpulvers. Die Chinesen behaupten das Schießpulver schon im 3. Jahrhundert n. Chr. gekannt zu haben. Von ihnen soll es zu den Arabern gekommen sein, welche es in Spanien zu Feuerwerken gebrauchten. Die Verwendung des Schießpnlvers im Krieg zum Fortschleudern von Geschossen bringt man gewöhnlich in Zusammenhang mit der Erfindung des Mönchs Berthold Schwarz zu Freiburg im Breisgau, der um die
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4 Buchdruckerkunst.
stehende Truppen in Sold. Karl der Kühne von Burgund (1467 —1477) hielt über 20,000 Mann stehender Schaaren und besaß 300 Stück Geschütz. Durch die stehenden Heere wuchs die Fürstengewalt.
3. Die segensreiche Erfindung der Buchdruckerkunst verdankt die Welt dem Mainzer Johann von Sorgenloch, genannt Gänsefleisch von Guttenberg, allgemein bekannt unter dem kürzeren Namen Johann Guttenberg. Bisher waren wohl schon Spielkarten, Heiligenbilder mit Unterschriften und Sprüchen it. bergt, in Platten von Holz oder Blei eingeschnitten und abgedruckt worden, man hatte ganze Bücher auf die Weise hergestellt, daß man die einzelnen Seiten in Platten eingrub; aber das war denn doch eine sehr schwierige und langsame Arbeit, und die mühsam hergestellte Platte konnte, wenn auch noch so häufig abgedruckt, doch hernach zu nichts Weiterem gebraucht werden. Da kam Johann Guttenberg (geb. 1397) auf den Gedanken, die Buchstaben einzeln auszuschneiden, so daß man sie beliebig zu Wörtern zusammensetzen und wieder auseinander,nehmen könnte, um die zu ganzen Seiten zusammengesetzte Schrift vermittelst einer Presse abzudrucken. Damit erfand er die eigentliche Buchdruckerkunst. In Straßburg, wohin er aus seiner Geburtsstadt wegen bürgerlicher Unruhen geflüchtet war, und wo er sich Jahre lang aufhielt, machte er seine ersten Versuche mit diesen beweglichen Lettern; doch wurde dort von ihm noch kein Buch gedruckt. Als er jedoch im I. 1446 wieder nach Mainz zurückgekehrt war und in Verbindung mit dem reichen Goldschmied Fust oder Faust, der die Gelder zu der Anlage vorschoß, und mit Peter Schösser aus Gernsheim, einem im Schreiben und der Herstellung der Buchstaben sehr geschickten Manne, eine Buchdruckerei einrichtete, begann er den Druck von Büchern. Das erste größere Werk, das aus der Druckerei hervorging, war eine lateinische Bibel in drei Folianten, wahrscheinlich im 1.1456 vollendet; dann folgte 1457 ein Psalter, wo zuerst Drucker und Jahreszahl genannt sind. Guttenberg selbst aber hatte bei dem Erscheinen dieser beiden Bücher keinen Theil mehr an dem
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Extrahierte Personennamen: Karl_der_Kühne Karl Johann_von_Sorgenloch Johann Gänsefleisch_von_Guttenberg Johann_Guttenberg Johann Johann_Guttenberg Johann Fust Peter_Schösser Guttenberg
21
Die griechische Zeitrechnung bestimmte die Einnahme Roms auf das erste
oder zweite Jahr der 98. Olympiade oder 388 v. Ehr. Fabins Pictor
rechnete 360 Jahre zurück und setzte Roms Erbauung auf Olymp. 8,-
1. oder 748 v. Ehr. Allgemeiner wurde die Bestimmung des M. Te-
rentius Varro, der sich für Olymp. 6, 3. oder 753 v. Ehr. entschied,
wornach 753 n. R. E. das erste Jahr vor und 754 das erste Jahr
nach Christus ist. Dies heißt die Varronische Aera. Ein Jahr
spater rechnet die Aera des M. Porcius Cato. Wir folgen der erstem,
werden jedoch dabei die allgemein angenommene Rechnung vor und
nach Christi Geburt angeben.
Um ein Jahr der Stadt, dessen Zahl nicht 753 übersteigt, in das
Jahr vor Chr. zu verwandeln, oder umgekehrt, muß man die gege-
bene Jahrzahl von 754 abziehen, wo dann der Rest das Jahr v. Chr.
oder der Stadt giebt; z. B. Karthago und Korinth wurden zerstört
608 n. R. E. d. i. 754 — 608 — 146 v. Chr. Will man Jahre
der Stadt, die größer sind als 753, mit Jahren nach Chr. oder um-
gekehrt vergleichen, so muß man von den Jahren der Stadt 753 ab-
zichen, und zu den Jahren nach Chr. 753 addiren, wo man denn im
ersten Fall Jahre nach Chr. und im letzter» Jahre der Stadt erhalt;
z. B. Pompeji wurde verschüttet 832 n. R. — 753 — 79 n. Chr.
oder Romulus Augustulus legte die Krone nieder 476 n. Chr. 4- 753
= 1229 n. R. E. Doch ist dabei zu beobachten, daß die Jahre
der Stadt den 21. April anfangen, die christlichen den 1. Januar,
also ein fast viermonatlicher Unterschied statt findet, was häufig über-
sehen wird.
V.
Eintheilung der römischen Geschichte.
Rom hat als Stadt und Königreich nach einer allgemein ange-
nommenen chronologischen Bestimmung sein Anfangsjahr, von welchem
beginnend die Geschichte bis zur Auflösung des westlichen Reiches ein
Ganzes bildet und eine Zeit von 1230 Jahren umfaßt. Was aber
auf römischen Grund und Boden vor der Erbauung der Stadt gesche-
hen ist, welche Völker hier vom Anbeginn der Zeiten gelebt, welche
aus der Fremde kommend sich mit ihnen vereiniget, welche Städte sie
gegründet und wie sie ihr Ende gefunden haben, das wissen wir nur
aus dunkeln Sagen und einzelnen Nachrichten, aus denen sich keine
zusammenhängende Geschichte aufstellen laßt. Diese wollen wir in einer
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Die neuere Geschichte.
Cinleitung.
Am Ende des 15. und am Anfänge des 16. Jahrh. trafen
mehrere höchst einflußreiche Begebenheiten zusammen, welche das
äußere und innere Leben der europäischen Menschheit theils verän-
derten, theils völlig umgestalteten, so:
1) Die Eroberung des byzantinischen Reiches durch
die Türken (vollendet 1453), welche nun für lange Zeit dem Süd-
osten Enropa's gefährliche Nachbarn wurden.
2) Die Umgestaltung des Kriegswesens durch die immer all-
gemeinere Anwendung des Schießpulvers und die Errichtung
stehender Heere (zunächst in Frankreich).
Schon tm 13. Jahrhundert war die Anwendung des Schießpulvers an
verschiedenen Orten in Europa bekannt, und der Gebrauch des Geschützes, dessen sich
die Araber in Spanien bereits im Anfang des 13. Jahrh. bedienten, kam von dort
zunächst nach Flandern, woher die mit Flandern im Kriege gegen Frankreich ver-
bündeten Engländer es kennen lernten. Die erste Ausbildung erhielt das Geschütz-
wesen in Frankreich unter Ludwig Xi., etwas später in Deutschland unter Maxi-
milian I. Die persönliche Tapferkeit verlor dadurch an Bedeutung und die Reiterei
ihre Ucberlegenheit; der Jnfanteriedienst kam jetzt zu Ehren und wurde hauptsächlich
durch die bürgerlichen Städtebewohner geleistet.
Das Bcdürfniß durch Massen zu entscheiden und diese systematisch einzuüben,
namentlich auch im Gebrauche der Feuergewehre, führte auf die Errichtung ste-
hender Heere, zunächst in Frankreich unter Karl Vii., und bald mußte jeder
Staat, der nicht hinter Frankreich zurück bleiben wollte, ebenfalls zur Errichtung
stehender Heere schreiten.
3) Die Erfindung und schnelle Verbreitung der Buchdrucker-
kunst s. 2. Abth. 8- 49.
4) Das Wiederaufblühen der Künste (besonders der zeich-
nenden) und der Wissenschaften und zwar a) theils der philo-
Pütz Geogr. u. Gesch. f. mittl. Kl. Abth. Iii.»* 1
»
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xi Ludwig Karl_Vii Karl
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Europa Spanien Flandern Frankreich Frankreich Deutschland Frankreich Frankreich
Historische Aeren.
ö
7) Eine schnell vorübergehende Erscheinung war der republikanische
Kalender der Franzosen. Das Jahr begann mit dem 22. Sept, und
halte 12 dreissigtägige Monate, deren Namen den Zustand der Natur
und durch ihre Endung die Jahreszeit andeuteten (Vendémiaire, Brumaire,
Frimaire, Nivôse, Pluviôse, Ventôse, Germinal, Floréal, Prairial, Messidor,
Thermidor, Fructidor), nebst 5 und im Schaltjahre 6 Ergänzungstagen;
die Monate zerfielen in 3 Dekaden, deren Tage mit Zahlworten (primidi,
duodi, Iridi u. s. w.) bezeichnet wurden.
Die wichtigsten historischen Aeren.
1) Die Hebräer rechneten zuerst nach den Lebensjahren der Patri-
archen, später nach Regentenjahren. Als eigentliche Aeren kommen
vor: a) die von der Zerstörung des ersten Tempels (588), b) die Seleu-
cidische (312, s. unten 4), c) die von den Makkabäern (143 v. Chr.),
d) die (vom Rabbi Hillel im vierten Jahrhundert erfundene) Weltaere
(3761 v. Chr.).
2) Die Olympiaden der Griechen, ein Zeitabschnitt von 4 Jahren,
beginnen mit dem J. 776 v. Chr. Diese Zeitrechnung kam jedoch
erst um 300 v. Chr. durch den Geschichtschreiber Timaeus aus Sicilien
auf, neben der ältern Sitte, die Jahre nach einer obrigkeitlichen Person,
in Sparta nach dem ersten Ephoren, in Athen nach dem Archon epony-
mos, zu benennen.
3) Bei den Römern galt im öffentlichen Leben allein die Con-
sular-Aera, welche selbst unter den Kaisern bis auf Iustinian (541
n. Chr.) beibehalten wurde; daneben kam seit Augustus die A er a ab
urbe condita beiden Schriftstellern (bei Livius nur erst an einzelnen
Stellen) in allgemeinen Gebrauch, der Anfang derselben ward von Varro
in 753, von Cato in 7 52 v. Chr. gesetzt.
4) Im syrischen Reiche die Aéra Seleucidarum (1. Oct.)
312 v. Cbr., in welchem Jahre Seleucus Nieätor über Demetrius Polior-
cetes (bei Gaza) siegte und Babylon besetzte,
5) Die Christen a) des Occidents bezeichnten in den ersten Jahr-
hunderten die Jahre entweder nach dem Regierungsantritt der Kaiser,
oder noch gewöhnlicher nach den Consuln; als aber um die Mitte des
4. Jahrh. die Consularaera schwankend zu werden begann, kam der auf
die spätere Steuerverfassung des römischen Reiches gegründete 15jährige
Indictionen-Cyclus1), mit dem 1. Sept. 312 n. Chr. anfangend,
in Gebrauch, und findet sich noch im 16. Jahrh. in öffentlichen Urkun-
den, neben der Aera von Christi Geburt, welche der römische Abt
Dionysius Exiguus (f 556) in seiner (mit dem J. 532 beginnenden)
Ostertafel zuerst in Anwendung brachte, deren Anfang aber um 7 Jahre
zu spät angesetzt ist2). — bj Die Christen des Orients hatten theils
’) H. Grotefend, Handbuch der Chronologie des deutschen Mittelalters und
der Neuzeit. 1872.
*) Zumpt, A. W., das Geburtsjahr Christi. 1869.
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Extrahierte Personennamen: Iridi Rabbi_Hillel Augustus Cato Christi Dionysius H._Grotefend A._W.
Extrahierte Ortsnamen: Sicilien Sparta Athen Gaza Ostertafel Christi
Einleitung
Entstehung und Beschaffenheit der Erdober-
fläche. — Sie hat vor Erschaffung und Ausbreitung des
Menschengeschlechts große Veränderungen erlitten, durch welche
ihre jetzige Gestalt entstanden ist. — Unterirdisches Feuer,
Wasserfluthen, gewaltige Stürme oder Orkane.
Das einzige Geschöpf der Erde, das sich seit Vollendung
unsrer jetzigen Schöpfung bedeutend verändert hat, und mit
welchem sich die wichtigsten Begebenheiten zugetragen haben,
ist der Men sch.— Die Darstellung der merkwürdigsten Be-
gebenheiten, durch welche das Menschengeschlecht bis auf un-
sere Zeilen sich stets verändert und ausgebildet hat, in ihrem
rechten Zusammenhange nennen wir die Weltgeschichte.
Die wichtigste Hilfswissenschaft derselben ist nebst der
Geographie — die Chronologie oder Zeitrechnung. Die
vorzüglichsten Zeitrechnungen (Acren) des Alterthums waren:
Die Nabonassarische Aera bei den Persern 747 vor
Cht>Geb.
Die Rechnung nach Zähren der Welt, bis zu Chr.
Geb. ohngefähr 4000 Jahre, und nach dem Auszuge
Mosis aus Aegypten, ohngefähr 1500 v. Chr. Geb.
bei den Juden.
Die Rechnung nach Olympiaden zu je vier Jahren
bei den Griechen, von 776 v. Chr. Geb. (§. 9.)
Die Rechnung nach Roms Erbauung bei den Rö-
mern von 754 v. Chr. Geb.
Die Rechnung nach der Hedschrah bei den Muha-
medanern von 622 nach Chr. Geb. (§. 49.)
Vorgeschichtliche Zeit — Ursprung und
erstes Ausbreiten des Menschengeschlechts. — Ab-
stammung von einem Paare durch die Bibel gelehrt — ver-
Stüve Weltgesch. 8. Aufl.
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2
begann ein Wetteifer im Aufsuchen neuer Länder, bei dem die Portugiesen allen Völkern vorangingen. Im Jahre 1486 erreichte Bartholomäus Diaz das Vorgebirge der guten Hoffnung, und 1498 umsegelte Vasco da Gama das Südhorn von Afrika und entdeckte so den lange gesuchten Seeweg nach Ostindien. Inzwischen hatte Christoph Colnmbus, ein Genuese in spanischen Diensten, über den atlantischen Ocean immer nach Westen segelnd, im Jahre 1492 Amerika entdeckt, und die Spanier, die ihm folgten, unterwarfen rasch die reichsten Länder des neuen Erdteils; Ferdinand Cortez eroberte das blühende Reich der Azteken in Mexico, und Franz Pizarro unterwarf das Goldland Peru, während Brasilien von den Portugiesen entdeckt und in Besitz genommen wurde. Im Jahre 1519 begann der Portugiese Magellau, der in spanischen Diensten stand, die erste Erdumsegelung; nachdem er die nach ihm benannte Straße und darauf den großen Ocean durchfahren hatte, fand er aus den Philippinen im Kampfe mit den Eingeborenen den Tod; aber eines seiner Schiffe kehrte um das Kap der guten Hoffnung nach Spanien zurück und hatte somit die erste Reise um die Welt glücklich vollendet.
4. Die geistige Bildung Europas wurde gefördert durch die Wiederbelebung des klassischen Altertums, die im 14. Jahrhundert von Italien ausging. Die Männer, die sich dem Studium der alten Dichter und Schriftsteller widmeten, die Humanisten, riefen eine mächtige Bewegung der Geister hervor und legten den Grund zu einer neuen Bildung, die sich später auch nach Deutschland verpflanzte.
5. Ein überaus wirksames Mittel zur Verbreitung der geistigen Bildung wurde dadurch gewonnen, daß Johann Gutenberg und Peter Schöffer die Buchdruckerkunst erfanden; im Jahre 1450 gründeten beide zu Mainz die erste Druckerei, und so groß war das Bedürfnis nach Büchern, daß es schon 50 Jahre später in allen Ländern Europas Buchdruckereien gab.
In Deutschland war, als Kaiser Maximilian im Jahre 1519 starb, die politische Verfassung des Reiches der Auflösung nahe. Nach außen hatte das Reich seine beherrschende Stellung völlig verloren, und im Innern fehlte ihm jede Einheit und Ordnung. Zwar waren
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Extrahierte Personennamen: Bartholomäus_Diaz Christoph_Colnmbus Ferdinand_Cortez Ferdinand Franz_Pizarro Franz Magellau Johann_Gutenberg Johann Peter_Schöffer Maximilian Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Ostindien Amerika Peru Spanien Europas Italien Deutschland Mainz Europas Deutschland
Einleitung.
Am Ausgange des Mittelalters hatten sich in Europa allmählich große Veränderungen vollzogen, durch die ein neues Zeitalter eingeleitet wurde.
1. In Spanien, Frankreich und England war die Macht der großen Vasallen durch lange Kämpfe gebrochen, und die Könige hatten eine entschiedene Übermacht erlangt, die sich immer mehr befestigte. Dänemark, mit dem Norwegen verbunden war, und Schweden hatten ebenfalls an Kraft gewonnen. Dagegen war das deutsche Reich infolge der Zwietracht seiner Stände in der staatlichen Entwickelung zurückgeblieben und wurde nur noch durch die große Macht des Hauses Habsburg zusammengehalten. Die Päpste hatten ihren alten Anspruch auf die Weltherrschaft einstweilen aufgegeben und suchten sich durch die Erweiterung ihres Kirchenstaates eine feste Stellung in Italien zu sichern.
2. Das Kriegswesen der europäischen Staaten wurde durch die Einführung der Feuerwaffen allmählich umgestaltet. Es ist eine Sage, daß ein deutscher Mönch, Berthold Schwarz, bei seinen alchymistischen Versuchen zufällig das Schießpulver erfunden habe; es war seit langer Zeit bekannt, wurde aber erst seit dem 14. Jahrhundert zu kriegerischen Zwecken benutzt. Durch die Erfindung und die Verbesserung der Feuerwaffen wurde der Untergang des Rittertums beschleunigt; mehr und mehr wurden die Kriege durch Söldner ansgefochten, unter denen die Schweizer und die deutschen Landsknechte berühmt waren, und nach und nach führten alle Staaten, nach dem Vorbilde Frankreichs, stehende Heere ein.
3. Seit der Kompaß bekannt geworden war, wagten die Seefahrer des Mittelmeeres kühnere Fahrten in den Ocean, und bald
Meyer, Hl 3. Aufl. i
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Extrahierte Personennamen: Berthold_Schwarz Meyer
Extrahierte Ortsnamen: Europa Spanien Frankreich England Norwegen Italien Frankreichs
Neuzeit.
Neuzeit vorbereitet durch eine Anzahl von (Ereignissen,
die umgestaltend auf die Welt wirken.
1453. 1) Eroberung von Konstantinopel durch die Türken.
Eindringen eines nicht christlichen Volkes in die europäische Welt.
2) Entdeckungen. Gesichtskreis erweitert. Handel schlügt andere Bahnen ein. Überseeische Kolonisation.
3) Erfindungen.
c. 1300. a. Kompaß, erfunden von Flavio Gioja. Einfluß
auf die Seefahrt.
1354 (?). b. Schießpulver, der Sage nach durch Berthold
Schwarz erfunden. Rittertum zurückgedrängt. Ausbildung von Fußvolk und Artillerie. Soldtruppen.
c. Buchdruckerkunst, erfunden von Johann Gutten-berg aus Mainz, der im Verein mit Johann Fust und Peter Schösser die erste Druckerei
1456. errichtet. Erste lateinische Bibel gedruckt.
Schnelle Verbreitung der reformatorifchen und humanistischen Schriften.
4) Humanismus. Neubelebung der klassischen Studien in Deutschland.
1455. L. Johann Reuchlin, geb. zu Pforzheim. Studium
des alten Testamentes in hebräischer Sprache.
i
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Extrahierte Personennamen: Flavio_Gioja Berthold
Schwarz Johann_Gutten-berg Johann Johann_Fust Johann Peter_Schösser L. Johann_Reuchlin Johann
Extrahierte Ortsnamen: Konstantinopel Mainz Deutschland Pforzheim